Vipassana: Einleitung

Wichtig: → siehe Disclaimer/Vorbemerkung

So! Also was ist Vipassana-Meditation?

Zunächst einmal − Meditation ist keine „Entspannungsübung“. Es ist eine buddhistische Praxis der „Befreiung des Geistes von Verunreinigungen“, um letztendlich die Erleuchtung zu erreichen (das „Nirvana“ − war kannte es noch nicht?). Meditation ist Aufmerksamkeitstraining. Und: Meditation ist eine Droge. Wie ihr im Disclaimer feststellen konntet, macht sie süchtig. ;) Ebenso ist sie bewusstseinsverändernd (-erweiternd!).

Unser Bewusstsein ist täglich tausenden von Eindrücken ausgesetzt. (Genauer gesagt sind wir uns den meisten Eindrücken nicht bewusst.) Bei Vipassana spricht man von den „sechs Sinnestoren“: sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und denken. Ja. Denken auch. Diese Tore eröffnen uns den Zugang und die Interaktion mit der Welt, unserer Umgebung. Jedes Tor hat seine eigene, eigenartige Charakteristik, wie wir sie ja alle kennen: sehen ist eine eher visuelle Erfahrung, hören akustischen „Geschmacks“ (keiner Scherz), riechen olfaktorisch, schmecken gustatorisch, fühlen ist ziemlich haptisch und denken ist ein kognitives Erfahren und „Begreifen/Ertasten/Betrachten“ der Dinge.
In der unglaublichen und unbeschreiblichen Erfahrung, die sich „Realität“ nennt, haben wir (unser Bewusstsein) zeitgleich Zugang zu diesen Toren und es prasseln oft unentwegt Eindrücke aller Art auf uns ein. Wir nehmen sie wahr, indem sich unsere Aufmerksamkeit darauf richtet. Teilweise können wir kontrollieren, worauf sie sich in einem Moment richtet, teilweise passiert es willkürlich und entzieht sich unserer Kontrolle.
Genau hier setzt Meditation an. Zu lernen und zu trainieren, die Aufmerksamkeit auf dieses oder jenes (physische oder abstrakte) Objekt zu richten. Und sich gleichzeitig bewusst zu sein, worauf sie im jeweiligen Moment gerichtet ist (auch falls sie gerade nicht auf dem Objekt ruht, das wir gerne hätten). Ist deine Aufmerksamkeit gerade konzentriert auf den Text? Oder bist du abgelenkt? Gibt es gleich Abendessen? Oder stecken dir die Reste davon noch (schmackhaft?) im Mund, zwischen den Zähnen? Es ist ja schon immer ein bisschen nervig, diese kleinen Reste zwischen den Zähnen, und dann frage ich mich, ob ich noch mehr essen will. Vielleicht sollte ich mal die Zähne putzen. Oder sollte ich vorher mit etwas Süßem abschließen? MOMENT! Worum ging's noch mal?

Willkommen im Übungsraum des Bewusstseins. Oder Nicht-Bewusstseins. Irre, dieser Zustand, das Licht − oder die Dunkelheit − in dem sich unsere Erfahrungen abspielen. Vipassana-Meditation vereint die Übung der Konzentration mit der der Achtsamkeit, also dem wertefreien Bewusstsein der Erfahrung. Moment für Moment wird der gegenwärtige Zustand wahrgenommen, das Jetzt. In das Licht (oder die Dunkelheit) treten die Eindrücke der sechs Sinnestore und jeglicher weiterer „Geistesobjekte“, wie bspw auch Emotionen. Es gilt sie zu erkennen (Bewusstsein), zu akzeptieren (Wertefreiheit) und loszulassen, um sich dem nächsten Augenblick zuzuwenden. Es geht also darum, den jetzigen Augenblick so zu sehen, „wie er wirklich ist“, gegenwärtig, und frei von der Verfärbung durch Wertung.

Man lernt durch dieser Praxis die aus dem Buddhismus bekannten „Drei Daseinsmerkmale“ kennen. Das sind Eigenschaften, die unser hiesiges Dasein prägen.
Ebenso werden während der Meditationspraxis sogenannte „Fünf Hindernisse“ identifiziert, deren Überwindung den Geist reinigt. Es handelt sich um Geisteszustände, die ein klares Erkennen der Wirklichkeit behindern.

Auf die Sechs Sinnestore, die Drei Daseinsmerkmale und die Fünf Hindernisse werde ich in folgenden Beiträgen etwas genauer eingehen.

Vorerst aber noch: Warum Meditation? Was ist daran wertvoll? Stundenlang rumsitzen?!
Das aufmerksame Betrachten des Augenblicks ist erst einmal einfach (subtil) angenehm oder interessant. Jeder Augenblick ist neu, anders und einzigartig. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf nur eine Sache richte, erhöht das die Qualität des jeweils Erlebten.
Mit diesem „Single-Tasking“ ist darüber hinaus eine gewisse mentale Stille verbunden, frei von umherschwirrenden Gedanken.
Zuletzt, das immer mehr bewusste Erfahren meines geistigen Zustands sowie der Interaktion zwischen Geist, Körper und Umwelt führt zu mehr Entscheidungsspielraum und eine damit verbundene Lösung von unangenehmen oder packenden Gedanken, Gefühlen oder Zuständen.

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