Zu Perfekt

Eine große rechteckige Halle, etwas schäbig, in schummrigen Licht so abends um 19 Uhr, ist ein Schwimmbad. Eins dieser Schwimmbäder, die nur aus einem großen Becken bestehen, in dem man seine Bahnen schwimmen kann. Die Bahnen sind mit großen Regalen abgetrennt, wie im Supermarkt. Es ist ein Supermarkt, der gleichzeitig ein Schwimmbecken ist. Die Leute schwimmen dösig ihre Bahnen, wie jeden Donnerstag. Wie auf Autopilot. Ich möchte auch mal eine Bahn schwimmen, zeigen, was ich so kann. Ich springe von der Bank an der Kopfseite des Beckens auf, und gehe etwas nach rechts zu einer Bahn, die mir gefällt. Vor meinen alten Schulfreunden, die ich immer so beneidet habe, weil sie so cool, witzig und beliebt waren, springe ich demonstrativ in einem schönen Bogen, cool, in einem Köpper ins Wasser, und tauche unter. Schwimmen ist doch irgendwie ein angenehmes körperliches Erlebnis, so ganz ummantelt. Später springe ich noch ein Mal, aber − das ganze Wasser ist weg!! Sodass ich auf meinen Füßen auslaufe und etwas wie „zweibeinig!“ rufe und mich umschaue.

Ich bin auf dem nach-Hause-Weg. Lebe wohl in einer Großstadt − Berlin? London? − denn ich bin einer unter vielen. Alle gehen sie eilig irgendwohin, nach Hause, zu ihrem Freund, zu seiner Mutter, mit Sicherheit benutzen sie auch die U-Bahn. Mein Weg ist ganz schön lang. Wohne ich außerhalb? So müssen sich die „Armen“ fühlen, die sich keine Wohnung nahe des Zentrums leisten können, nur in der Peripherie und jeden Tag die Entfernung auf sich nehmen müssen. Der Weg ist anstrengend und ich will endlich ankommen.

Dann komme ich an − aber doch nicht zu Hause, sondern im „Super-Candy-Shop“. Es ist wie in „Willy Wonka Charlie und die Schokoladenfabrik“. Alles ist toll und bunt und glitzernd und süß und lecker. In Massen warten die Leute vor der Fabrik/dem Super-Candy-Shop. Ich gehe hinein und es ist doch gar nicht soo voll. Ich kann entspannt den supermarktmäßigen Bereich durchforsten, mir die verschiedenen Sachen angucken. Ich warte auf einen alten Schulfreund. Ich jogge ein bisschen durch die Reihen, zum Zeitvertreib. Dann sehe ich ihn, auch joggend. Wir joggen ein bisschen hintereinander durch die Reihen, wie zur Begrüßung, in einer Art Insider-Witz und kichern. Wir besprechen uns kurz, stellen fest, dass wir gerne etwas Schnelles zu Abend essen würden, und gehen zielstrebig zur Bäckerei-Abteilung.

Anscheinend haben wir eine Bestellung gemacht und müssen jetzt warten. In Massen warten die Menschen und wir vor dem Super-Candy-Shop. Sitzend auf einer Treppe. Wir sind auf einmal mit unserem Freundeskreis da. Es setzt sich ein Typ in die Nähe … den kenn ich doch! Ich zeige ihm mit ausgestrecktem Arm direkt ins Gesicht und mache grinsend „Haa!!“. Er und die anderen begrüßen sich kurz, dann geht er.

Ich wache auf und weiß nicht, wo ich bin. Wo bin ich? Ach ja! Wir warten auf unser Essen! Es ist Nacht geworden und so langsam werden die Angestellten mit dem Essenmachen fertig. Wir gehen rein. Die Angestellten haben alle Hände voll zu tun und sind sehr gestresst, oh Mann. Verwirrung, Hektik und viele Münder, die gestopft werden wollen.

Vorm Super-Candy-Shop. Ich bin fertig (mit dem Essen) und will rein gehen zu den anderen, um Spaß zu haben. Vielleicht gehen wir ja ins Kino. Die breiten und großen Treppen zum Super-Candy-Shop überwinde ich − ich habe Lust drauf − im Parcours-Style. Mit meinen athletischen Muskeln ziehe ich mich graziös an Kanten hoch, angestachelt von der Herausforderung und fast demonstrativ vor den Sicherheitsmännern.

… Ich bemerke sanft, aber eindeutig, dass ich „zu Hause bin“ und in meinem Bett liege. Ich habe gerade geschlafen und jetzt bin ich wach − oder? Ja, doch. Ich wette, gleich klingelt der Wecker. Er muss einfach jetzt gleich klingeln, ich spüre das. Ich liege und verharre fühlend unter der warmen Decke. Es ist sehr angenehm. Der Aufwach-Moment ist einer der (halb-)bewussten Momente am Schlaf, die kritisch für ein angenehmes oder unangenehmes Erlebnis sind. Es ist schön kuschelig.

Der Wecker klingelt.

Oft finde ich das Leben so magisch wie diesen Traum. Es wirkt alles einfach ein bisschen zu perfekt.

Glaubt ihr auch, dass wir in einer Simulation leben? Wachen wir mit dem Tod auf, boxen unserem Freund mit dem Ellbogen begeistert und kumpelmäßig in die Seite und legen das nächste abenteuerliche Spiel „des Lebens“ ein?

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