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Vipassana: Schluss

Verrückt, dieser Denkapparat. Ständig prasseln auf uns unterschiedliche sensorische Eindrücke ein, unwillkürlich oder willkürlich blitzt vor unserem inneren Auge ein Bild auf, wir hören einen Song, erinnern uns schmeckend an ein Gericht und so weiter, obwohl diese Eindrücke gerade nicht real ausgelöst wurden. Unsere Aufmerksamkeit scheint manchmal überall gleichzeitig zu sein, oder sein zu wollen. Der Verstand, die Quasselstrippe im Kopf, hat immer einen interessanten Gedanken parat, oder einen besorgten, planenden, verärgerten, zweifelnden. Mit Meditation kannst du lernen, diese ablenkenden Gedanken zu identifizieren und sich von ihnen zu lösen. Je mehr du meditierst, desto „geschärfter“ wird dein Geist in diesen beiden Dingen: erkennen und loslassen . Nun könntest du sagen, dass du − bspw in den dargestellten Beispielen − sicherlich auch ohne zu meditieren entsprechend bewusst oder intelligent handeln könntest. Und zu einem gewissen Grad würde ich dir Recht geben. Wenn du dich ei

Vipassana: Anwendungsbeispiele

Bei der ein oder anderen mag der Verstand jetzt schon lautstark rebellieren: „Nein, ich will aber denken!! Das ist alles so interessant! Ich will zweifeln! Ich will planen! Darf ich das nicht mehr? Wie lebe ich ohne Erinnerungen? Ohne Hoffnung?“ … Und andere haben vielleicht schon angefangen, sich über den eigenen Ärger zu ärgern … Meditation und diese ungewöhnliche Herangehensweise, das Leben zu bestreiten, mögen vielen erstmal suspekt sein. Und über die Verstandesschiene zu kommen, um dem Verstand klarzumachen, er dürfe sein Tun minimieren oder teilweise ganz abschalten, ist zugegebenermaßen schwierig. Wie gesagt, man muss es erleben. Es geht eben gerade nicht ums Denken, Reden, Philosophieren, sondern um das Tun und das Sein! Um Verständnis-Schadensbegrenzung zu betreiben möchte ich anhand ein paar Beispiele verdeutlichen, wie es in der Praxis aussehen kann und was gemeint ist. Grundsätzlich geht es v.a. um die tausenden „Mikromomente“, in denen unbewusst über den Tag verteilt der

Die drei Daseinsmerkmale

Durch das Meditieren lernt man die drei Daseinsmerkmale des Buddhismus − Eigenschaften unseres Daseins auf der Welt − durch Erfahrung aus erster Hand kennen. Vergänglichkeit Alles ist vergänglich. Alles hat irgendwann mal ein Ende, oder? Jedes Geräusch, jede Serie, jede Freundschaft oder Ehe, und auch das Universum. Alles geht vorbei . Es kommt und geht, und unterliegt dem stetigen Wandel. Diese Erkenntnis kann man gut oder schlecht finden. Angenehm ist es, wenn man eine Phase der Müdigkeit durchsteht und dann, irgendwann, wieder wacher und klarer wird. Oder eine schwierige Lebensphase durchsteht. Den Winter zum Beispiel. Kleiner Scherz. Unangenehm ist es, wenn der Scherz dann vorbei ist. Leiden Dann ist Schluss mit lustig. Wenn das Stück Kuchen aufgegessen ist. Tja. Zum Leiden (ungleich Schmerz) kommt es nur, wenn man − was für den Geist normal ist − den Dingen anhaftet. Sie entweder will oder nicht will , angenehm findet oder unangenehm. Denn wenn ich etwas unangenehm finde und

Die fünf Hindernisse

noch mal die Anmerkung, dass es sie hierbei um meine persönliche Interpretation der Fünf Hindernisse handelt. Man kann sie auch anders interpretieren oder Aspekte anders bewerten. Ich werde hier etwas überspitzen, um die Bedeutung klar zu machen. Ersteinmal stellen die fünf Hindernisse eine Entfernung von der Realität und vom Jetzt dar. Es kann aber durchaus einen guten und vor allem konkreten Grund dafür geben, sich (nach dem Erkennen) dann bewusst im Hier & Jetzt mit dem Objekt der Aufregung, des Ärgers, etc. zu beschäftigen (oder vielleicht besser mit dem Grund dessen). Es geht nicht darum, sie zu ignorieren oder abzulehnen, denn sie sind natürliche Phänomene und werden immer wieder kommen. Es geht darum, sie zu erkennen, zu akzeptieren, und danach bewusst mit ihnen umzugehen , entsprechend was im Moment sinnvoll ist. (Statt ihnen unbewusst zu erliegen.) Rastlosigkeit, Aufgeregtheit Das geistige Verweilen in der Vergangenheit oder Zukunft statt sich mit dem Jetzt zu beschäftig

Die sechs Sinnestore

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen Unsere fünf Sinne sind uns allen gut bekannt. Visuelle und akustische Eindrücke sind bei den meisten wahrscheinlich präsenter als olfaktorische, gustatorische oder haptische. Das ist reine Gewohnheit. Seit ich seit letztem Besuch im Meditationszentrum viel öfter meine Aufmerksamkeit auf das Riechen, Schmecken und Fühlen richte, fällt mir auf, dass diese Eindrücke genauso eindrücklich sein können wie die „üblichen“. Und relevanter. Wenn ich gerade esse, sollte ich dann nicht schmecken? Denken Im ersten Moment mag es ungewöhnlich sein, das Denken auch zu den Sinnestoren zu zählen. Es geht hier nicht um eine wissenschaftlich stichhaltige Definition der (Anzahl der) Sinneskanäle, sondern um die „Tore“, durch die das Bewusstsein Eindrücke bekommt. Beobachten wir es mal in Bezug auf das Denken. Versuche für nur eine Minute auf eine Stelle zu gucken und dabei nichts zu denken. Wahrscheinlich stellst du fest, dass du (neben den Eindrücken der ex

Vipassana: Einleitung

Wichtig: → siehe Disclaimer/Vorbemerkung So! Also was ist Vipassana-Meditation? Zunächst einmal − Meditation ist keine „Entspannungsübung“. Es ist eine buddhistische Praxis der „ Befreiung des Geistes von Verunreinigungen “, um letztendlich die Erleuchtung zu erreichen (das „Nirvana“ − war kannte es noch nicht?). Meditation ist Aufmerksamkeitstraining . Und: Meditation ist eine Droge. Wie ihr im Disclaimer feststellen konntet, macht sie süchtig. ;) Ebenso ist sie bewusstsein sverändernd (-erweiternd!). Unser Bewusstsein ist täglich tausenden von Eindrücken ausgesetzt. (Genauer gesagt sind wir uns den meisten Eindrücken nicht bewusst.) Bei Vipassana spricht man von den „sechs Sinnestoren“ : sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und denken. Ja. Denken auch. Diese Tore eröffnen uns den Zugang und die Interaktion mit der Welt, unserer Umgebung. Jedes Tor hat seine eigene, eigen artige Charakteristik, wie wir sie ja alle kennen: sehen ist eine eher visuelle Erfahrung, hören akus

Vipassana: Disclaimer/Vorbemerkung

Willkommen zu einer Reihe von Posts zum Thema Vipassana-Meditation! Wenn ich in verlinkten Posts „Meditation“ schreibe, beziehe ich mich auf die Vipassana-Meditationstechnik . Belesen habe ich mich dazu in überschaubarer Weise. Ich werde v.a. auf Grund gemachter Meditationserfahrung berichten. Worauf beläuft sich meine Meditationserfahrung? Vor 2017 habe ich ein bisschen selbst ausprobiert zu meditieren und die ein oder andere App ausprobiert. Richtig los ging es aber im März 2017, als ich erstmals an einem 15-tägigen Grundkurs in einem Meditationszentrum in der Nähe Münchens teilnahm und in Vollkontakt mit Vipassana kam. Zwei Jahre später ging ich noch einmal dorthin zu einem ersten „Retreat“, 8 Tage. Weitere zwei Jahre danach, Anfang 2021, noch einmal. Meine (tägliche) Meditationspraxis hat sich währenddessen vom niedrigen zweistelligen Minutenbereich in den höheren zweistelligen Bereich entwickelt. Ein weiterer Kommentar ist abzugeben − eine Warnung − bezüglich des Effekts d